N°1
14 / 15
Interview
„WAS BEI WEM WIE ANKOMMT, IST EINE FRAGE DER KOMMUNIKATION“
Als Experte für Architekturkommunikation berate ich Architektur- und Fachplanungsbüros individuell zu Darstellung und Präsentation des eigenen Unternehmens. Seit 2010 lebe und arbeite ich in Berlin. Zu meinen Kund*innen gehören Planungsbüros aus ganz Deutschland sowie aus Österreich und der Schweiz.
Interview von Benedikt Crone
Du hast dich auf Architekturkommunikation spezialisiert. Was kann man sich darunter vorstellen?
Bei Architekturkommunikation geht es darum, Fachthemen aus der Welt der Architektur und des Bauens so aufzubereiten und zu vermitteln, dass sie ein gewünschtes Publikum auf eine bestimmte Art und Weise ansprechen und bewegen. Wie immer in der Kommunikation reicht es nicht, Inhalte und Botschaften zu produzieren. Wichtig ist, dass diese auch ankommen und verstanden werden. Denn letztlich sollen sie ja etwas bewirken.
Meine Arbeit konzentriert sich auf die Eigendarstellung von Architektur- und Fachplanungsbüros. Ich helfe diesen, ihre Sichtbarkeit und Bekanntheit zu steigern, ein Erscheinungsbild zu prägen und ein entsprechendes Image langfristig zu etablieren. Die zentrale Frage ist, wie sich ein Büro selbst sieht – und wie es wahrgenommen wird. Im Idealfall deckt sich beides. Wenn nicht, sollte geklärt werden, woran das liegt. Viele denken, es sei offensichtlich, was sie tun, was sie anbieten und leisten. Aber das ist es nicht. Es braucht Kommunikation.
Was bietest du hierfür an?
Mein Angebot umfasst die drei Leistungsbereiche Beratung, Konzeption und Umsetzung. Zur Beratung gehören Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen für die Unternehmenskommunikation. Im Fokus stehen hier die Analyse der bestehenden Situation und die Frage nach Bedarf, Potenzial und Risiko. Bei der Konzeption wird es dann konkret: Welches sind Ziele und wie können diese unter Berücksichtigung von Vorgaben wie Budget und Ressourcen erreicht werden? Und bei der Umsetzung werden die geplanten Maßnahmen schließlich realisiert. Wichtig ist auch abschließend zu schauen, welche Ziele erreicht wurden und wo nachgebessert werden muss. Ein Ablauf, ähnlich der Leistungsphasen der HOAI.
Welche Maßnahmen könnten daraus beispielsweise abgeleitet werden?
Das können kontinuierliche Aufgaben sein wie die regelmäßige Veröffentlichung von Referenzen, die Betreuung von Websites und Social-Media-Kanälen oder die zuverlässige Bearbeitung von Presseanfragen. Es können aber auch einmalige Projekte sein: die Entwicklung eines gesamtheitlichen Erscheinungsbildes, die komplette Überarbeitung der Website, die Erstellung einer gedruckten Projektpräsentation, die Planung und Umsetzung einer Pressekampagne, die Entwicklung einer digitalen Büropräsentation, die Vorbereitung einer Vortragsreihe, der Ausbau der internen Kommunikation und vieles mehr.
Planungsbüros konnten sich lange Zeit kaum vor Arbeit retten. Wieso sollte man sich da um seine Eigendarstellung kümmern?
Das ist erst mal erfreulich! Doch nicht ohne Grund spricht man von Konjunkturphasen. Und jede Phase geht irgendwann zu Ende. Gerade dann erweisen sich eine starke Präsenz am Markt und ein vorteilhaftes Image als deutliche Wettbewerbsvorteile. Aber auch in Zeiten des Booms ist die Wirkung professioneller Kommunikation nicht zu unterschätzen.
Es geht ja nicht nur darum, Aufträge zu bearbeiten. Idealerweise kann sich ein Büro seine Aufträge aussuchen und solche ablehnen, die nicht passen oder sich nicht rechnen. Und dann braucht es ja auch Mitarbeiter*innen, die die akquirierten Projekte zuverlässig und den Anforderungen angemessen umsetzen. In den letzten Jahren suchte fast jedes Architekturbüro in Deutschland händeringend nach erfahrenen Fachkräften. Büros mit einem gewissen Standing sind hier klar im Vorteil. Und es fällt ihnen leichter, neue Kontakte zu knüpfen, ihr Netzwerk auszubauen und geeignete Partner zu finden.
Kommen Standing und Image nicht von dem, was man tut und ist?
Klar, das ist die Grundlage. Es geht nicht darum, jemandem etwas vorzumachen, sondern vorhandene Qualitäten und Potenziale effektiv an die richtigen Leute zu vermitteln. Was bei wem wie ankommt, ist eine Frage der Kommunikation. Wenn ich nicht wahrgenommen oder falsch verstanden werde, habe ich es schwer, etwas zu erreichen, egal ob bei Auftraggeber*innen, Projektpartner*innen, Mitarbeiter*innen, Behörden, in Fachkreisen oder in der breiten Öffentlichkeit.
Das klingt nach viel Arbeit. Wieso lohnt es sich, ein Image über diese Wege aufzubauen?
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Wir alle kommunizieren immer und überall, selbst wenn wir es nicht wollen. Das kann durchaus zu guten Ergebnissen führen. Viele namhafte Architekturbüros sind ohne aktive Kommunikation bekannt geworden – viele aber auch sehr spät oder nicht unbedingt so, wie eigentlich angestrebt. Die Frage ist, ob man es darauf ankommen lassen will. Und mediale Präsenz bedeutet heute etwas ganz anderes als vor 30 Jahren. Selbst aktiv zu kommunizieren ist für ein erfolgsorientiertes Unternehmen fast unumgänglich geworden. Die Großen der Branche praktizieren das längst.
Konkrete Ziele mit vorgegebenen Ressourcen geplant zu erreichen, geht nicht einfach so. Es braucht Wissen, Erfahrung und Zeit. Professionelle Kommunikation ist eine Investition, die sich erst langfristig auszahlt. Doch unterm Strich ist der Aufwand geringer und die Wirkung wesentlich größer als bei vielen kleinen, nebenherlaufenden, unkoordinierten Aktionen. Und es hängt auch immer davon ab, was bereits vorhanden ist und was man erreichen will.
Du bietest auch die Planung und Umsetzung von größeren Projekten wie Publikationen oder ganzen Kampagnen an. Wie stemmst du das?
Bei größeren Vorhaben übernehme ich in erster Linie die Beratung, die Konzeption und die anschließende Leitung des Projekts. Grundsätzlich kann ich auch die Umsetzung problemlos leisten, da ich bei meinen handwerklichen Fähigkeiten gut aufgestellt bin – vom Texten über das Layouten bis zur umfassenden Redaktionsarbeit. Ist der Umfang größer oder stellen sich besondere Anforderungen, macht es jedoch Sinn, weitere Expert*innen ins Boot zu holen. Da kann ich auf mein Netzwerk aus freien Fachautor*innen, Fotograf*innen, Layouter*innen und Grafiker*innen zurückgreifen. Sollte eine Kommunikation in mehreren Sprachen gewünscht sein, ziehe ich professionelle Übersetzer*innen hinzu.
Welche Büros sind deine Kunden?
Mittelgroße bis große Planungsbüros, vor allem Architekturbüros im deutschsprachigen Raum. Auch kleine Büros zählen dazu. Allerdings bearbeiten größere Büros in der Regel auch größere Projekte, für die sich die Erstellung von Medienprodukten eher anbietet.
Bekannte Büros verfügen oft über eine eigene Kommunikationsabteilung. Warum sollten diese noch einen Externen hinzuziehen?
Als Externer kann ich gezielt unterstützen. Gerade dann, wenn mal eineinhalb oder mehr Arbeitskräfte für ein Projekt nötig sind. Oder wenn intern die Auslastung bereits sehr hoch ist. Zudem habe ich von außen einen unvoreingenommeneren Blick auf die Dinge. In einem Architekturbüro ist man als Mitarbeiter*in für Kommunikation meist Einzelkämpfer*in, besonders wenn die Abteilung nur aus einer Person besteht. Der Fachaustausch mit jemandem von außen erweist sich da oft als sehr gewinnbringend. Je nach Bedarf kann ich aber auch ganze Projekte übernehmen. Am Anfang steht immer ein Erstgespräch mit der Leitung oder den Zuständigen für die Öffentlichkeitsarbeit des Büros. Darauf aufbauend entwickle ich dann eine Strategie für das jeweilige Ziel.
Du hast in Wien und Zürich Architektur und in Berlin Stadtforschung mit einem historischen Schwerpunkt studiert. Wie hilft dir das Studium bei deiner Arbeit?
Mein Architekturstudium, erst an der ETH Zürich, dann an der TU Wien, bildet die Grundlage für meine fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten. Gestaltung und Konzeption waren wesentliche Bestandteile des Studiums – was mir nun in der Arbeit zugutekommt: mit einer konzeptionellen Denkweise und einer klar strukturierten Umsetzung. Mein Masterstudium in der Historischen Urbanistik war geisteswissenschaftlich und interdisziplinär. Es ging nicht nur um das Erkennen und Analysieren von weiten Zusammenhängen, sondern durch präzise Textarbeit auch um das gesamte Feld der Kommunikation. Das hat mein Sprachgefühl und meine Schreibfähigkeiten stark geprägt.
Welche beruflichen Erfahrungen bringst du mit?
Während und nach meinem Studium in Wien habe ich für verschiedene Architekturbüros gearbeitet, insbesondere im Entwurf und in der Genehmigungsplanung, teilweise aber auch schon in der Kommunikation. In Berlin habe ich dann die Zeitschrift Stadtaspekte mitbegründet und dabei viel über Medien und redaktionelles Arbeiten gelernt. Nach einem ausgedehnten Praktikum beim Fachmedium competition, das es damals noch im Print gab, folgte ein Volontariat bei einer PR-Agentur, die auf Architektur und Design spezialisiert ist. Nach drei Jahren Agenturerfahrung wechselte ich wieder in ein Architekturbüro – wobei ich in der Kommunikation blieb. Zuletzt war ich mehrere Jahre für ein junges, aufstrebendes Büro mit Sitz in Berlin und Köln tätig.
Warum hast du dich selbstständig gemacht?
Auch wenn eine Festanstellung ihre Vorzüge hat, überwog bei mir die Neugier, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und die Möglichkeit, mit ganz unterschiedlichen Kunden*innen zusammenzuarbeiten. In der Position als Externer ist man oft freier, die Architekturkommunikation eines Büros zu gestalten.
Was sind die Trends in der Architekturkommunikation?
Die digitale Welt bietet viele Möglichkeiten, die in der Architekturkommunikation teilweise noch gar nicht richtig angekommen sind. Ich denke zum Beispiel an Bewegtbild oder interaktive Formate. Da gibt es auf jeden Fall noch Potenzial. Aber auch wenn das Digitale in den letzten 20 Jahren die Kommunikation enorm prägte, hat das Analoge, der Print-Bereich, nicht seine Existenzberechtigung verloren. Im Gegenteil, es hat für viele in der Rezeption sogar an Wert gewonnen. Spannend finde ich eine Kombination aus beidem. Ich würde es vermeiden, ein Medium oder einen Kanal einem anderen systematisch vorzuziehen. Es gilt, sie richtig und bedarfsgerecht zu bespielen. Darin liegt die Leistung meiner Arbeit.